Ein Jahr Pandemie in Portugal: Wirtschaftliche Eckdaten

2021-04-08

Was folgte, war die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Beginn der portugiesischen Demokratie. Der erste Lockdown im März/April 2020 und der starke Einbruch der Einnahmen insbesondere in der im Einzelhandel, in der Tourismusbranche und damit auch in der Gastronomie, im Konsumverhalten und in der Kultur führte zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, Firmeninsolvenzen und zum Rückgang der Wirtschaftsleistung.

Bruttoinlandsprodukt

Der Lockdown zwischen dem 19. März und dem 2. Mai 2020 verursachte einen starken Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Insgesamt schrumpfte die Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um 7,6 Prozent, vor allem weil der inländische Konsum um 4,7 Prozent und der Export (insbesondere im Tourismusbereich) um 3 Prozent zurückgingen.  

Tourismus

Laut vorläufigen Daten des portugiesischen Statistikamtes registrierten touristische Einrichtungen in Portugal einen Rückgang von 61,3 Prozent hinsichtlich der Zahl der Gäste und 63 Prozent bei den Übernachtungen im Vergleich zum Jahr 2019. Die Zahl der Übernachtungen von ausländischen Gästen fiel auf 12,3 Millionen zurück und damit auf den niedrigsten Stand seit 1984.

Insbesondere während des Lockdowns im April und auch noch im Mai 2020 stand der Tourismussektor praktisch still. Nach einer leichten Erholung in den Sommermonaten musste der Sektor von September an wieder große Nachfrageeinbrüche verzeichnen. 

Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit stieg laut Daten des INE von 6,5 Prozent (2019) auf 6,8 Prozent (2020). Die Jugendarbeitslosigkeit (15- bis 24-Jährige) nahm um 4,3 Prozent zu und beträgt nun 22 Prozent. Das portugiesische Statistikamt weist jedoch darauf hin, dass die Arbeitslosenquote nicht höher liege, weil die Regierung mit Kurzarbeit-Programmen die Arbeitnehmer und Betrieb unterstützte und somit auch die Insolvenz von Unternehmen und den damit verbundenen Verlust von Arbeitsplätzen aufgefangen habe.     

Kurzarbeit

In Kurzarbeit waren im vergangenen Jahr laut portugiesischer Regierung 897.000 Arbeiter und Arbeiterinnen. 110.000 Unternehmen haben das staatlich unterstützte Kurzarbeit-Programm in Anspruch genommen.

Wegen der Zuspitzung des Infektionsgeschehens im Januar hat ein weiterer Lockdown die Nachfrage nach Kurzarbeit und Sozialhilfe erneut ansteigen lassen. Anfang März erhielten 74.000 Unternehmen staatliche Unterstützung über Kurzarbeit oder anderen Programmen.

Neben den besonderen Kurzarbeit-Programmen, die die Regierung im Zuge der Pandemie gestartet hatte, nahmen im Januar 2021 249 Betriebe auch vom herkömmlichen Format der Kurzarbeit Gebrauch – das bedeutet eine Zunahme von über 400 Prozent im Vergleich zum Januar 2020. 

Dank den staatlichen Hilfsprogrammen mussten weniger Betriebe ihre Türen schließen. Die Firmeninsolvenzen gingen im Verlauf des Jahres 2020 verglichen mit dem Vorjahr sogar zurück: Im zweiten Quartal um knapp 35 Prozent; im dritten Quartal um 9,2 Prozent. Arbeitgeberverbände und unabhängige Institutionen wie der Rat der öffentlichen Finanzen (CFP) weisen jedoch auf das Risiko hin, dass die Zahl der Insolvenzen während und vor allem nach der Pandemie weiter zunehmen werde.

Einzelhandel

Der Einzelhandel ist durch die Pandemie bedingten Zwangsmaßnahmen ebenfalls stark getroffen worden. Das Geschäftsvolumen des Einzelhandels ging im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent zurück. 2019 war der Bereich noch um 4,3 Prozent gewachsen.

Besonders spürbar waren die Verluste während der beiden Lockdowns: Im April verlor der Einzelhandel 21 Prozent des Vorjahresgeschäftsvolumens, im Mai waren es 13,1 Prozent und im Januar 2021 10,9 Prozent.

Quelle: Executive Digest

 

 
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